Vor dem Derby zwischen dem SV Aufbau Altenburg und dem LSV Ziegelheim absolviert die gemeinsame A-Jugend beider Vereine ihren wohl letzten gemeinsamen Auftritt. Die Ehrung der Mannschaft als Thüringenmeister setzt den endgültigen Schlusspunkt unter ein überaus erfolgreiches Beispiel der gemeinsamen Nachwuchsarbeit beider Vereine.
Den Grundstein für diese Erfolge legte beim LSV wohl Brigitte Winter, die dem damals knapp vierjährigen Max Harles beim heimischen Nikolausturnier ein Trikot überstreifte und ihn kurzerhand auf die Auswechselbank setzte. Das folgende Angebot, gelegentlich auch mal beim Training der Kleinsten vorbeizuschauen, nahm der handballbegeisterte Knirps nur allzu gern an. Es sprach sich schnell unter den Kindern der Jahrgänge 2003/2004 herum, dass da beim LSV was möglich ist in Sachen Handball. Und ehe sich der LSV versah, verfügte er über einen ballbegeisterten „Zwergenhaufen“, den man gern auch mal übers Wochenende in der Wieratalhalle hätte vergessen können. Ihre ersten Auftritte hatten die kleinen Handballer – wie kann es beim LSV anders sein – natürlich beim Nikolausturnier. Spielerisch sah es in den ersten Jahren noch nicht nach dem ganz großen Erfolg aus; ihre Fans konnte die Mannschaft aber allemal schon begeistern. Mit Brigitte Winter, Tina Herziger, Steffen Moritz, Scady Wagner und Andrea Harles waren in den kommenden Jahren mehrere Trainer an der Ausbildung der Jungs und Mädchen beteiligt.
Die ersten Erfahrungen im Spielbetrieb waren für das sehr junge Team alles andere als rosig. Doch den Spaß an ihrem Sport konnten auch die Niederlagen nicht trüben.
In der Saison 2013/2014 war man endlich in der richtigen Altersklasse angekommen und nun setzte die E-Jugend des LSV ein erstes deutliches Zeichen. Ungeschlagen holten sie sich den Meistertitel in ihrer Staffel. Talent, Trainingseifer und Teamgeist waren die Garanten für diesen Erfolg.
Ab der Saison 2016/2017 trennte sich der Weg der Mädchen und Jungs des LSV-Nachwuchses. Das eingespielte Jungen-Team konnte auch in den kommenden Jahren zahlreiche Erfolge einfahren und damit nicht nur ihre Trainerinnen Scady Wagner und Andrea Harles begeistern. Auch zahlreiche Fans fanden sich regelmäßig zu nicht immer ganz angenehmen Zeiten in der Wieratalhalle ein, um dieser Mannschaft die Daumen zu drücken.
Für die Saison 2018/2019 wurde mit der JSG Altenburger Land der gemeinsame Nachwuchsbereich des SV Aufbau Altenburg und des LSV Ziegelheim aus der Taufe gehoben. Da beide Vereine zu diesem Zeitpunkt bereits eine männliche Jugend B gemeldet hatten, gingen in dieser ersten Saison zwei Mannschaften der JSG in dieser Altersklasse auf Punktejagd. Die Punkte gegeneinander teilten sich die Teams (beide Mannschaften gewannen jeweils das Auswärtsspiel). Ein Ausrufezeichen setzten die Ziegelheimer in dieser Saison, als sie im vorletzten Spiel den hoch favorisierten HSV Apolda, der mit seiner Mannschaft auch in der Mitteldeutschen Oberliga antrat, in heimischer Halle besiegen konnten. Damit sicherte sich das Team noch Platz 3 im Ranking. Unterstützung erhielten die Ziegelheimer Jungs bereits in dieser Saison aus der ehemaligen C-Jugend des SV Aufbau.
Gespannt wartete man nun auf die erste gemeinsame Spielzeit der Ziegelheimer und Altenburger Jungs, denn gemeinsam sollte einiges möglich sein. Der Zusammenschluss beider Teams gestaltete sich super einfach. Das Trainerteam aus Scady Wagner, Christian Will und Andrea Harles fand schnell zusammen; und bei den Jungs herrschte nicht nur handballerisches Einvernehmen, auch neben dem Spielfeld lag man sofort auf einer Wellenlänge. In der Auswahl der Kabinenmusik herrschte vom ersten Tag an Einigkeit. Lediglich das Trainergespann teilte die musikalischen Vorlieben der Jungs eher selten.
Ein Platz auf dem Treppchen war das Minimalziel für die erste gemeinsame Saison. Der erste Sieg im ersten Spiel gegen den Mitfavoriten aus Jena brachte die Mannschaft in die Erfolgsspur. Diese sollte das Team vorerst auch nicht verlassen; blieb die Mannschaft doch auch in den weiteren Partien unbesiegt. Bis zum 07.03.2020 hatte man die beiden Mitfavoriten Jena und Ronneburg bereits geschlagen und thronte mit 18:0 Punkten ungeschlagen und uneinholbar an der Tabellenspitze. Bei nur noch drei ausstehenden Spielen war dem Team der Meistertitel eigentlich nicht mehr zu nehmen und eine Saison ohne Punktverlust war immer noch möglich. Doch dazu sollte es nicht mehr kommen, denn dem Coronavirus musste sich leider auch die JSG geschlagen geben. Die Saison wurde ohne Wertung abgebrochen; der ganz große Erfolg blieb dem Team damit verwehrt.
Wieder waren es Talent, Trainingseifer und Teamgeist, die diese Mannschaft auszeichneten und sie trotz aller Widrigkeiten, die die Corona-Maßnahmen so mit sich brachten, weitermachen ließ. Dann musste es eben in der folgenden Saison mit der Meisterschaft klappen. Am 10.10.2020 startete die Mannschaft zuversichtlich in ihre erste Saison in der A-Jugend. Am 17.10.2020 war die Saison Corona bedingt schon wieder vorbei. Sollte es das gewesen sein? Denn eigentlich war im Jugendbereich keine weitere Saison geplant, standen für einige der Jungs nun doch schon die Einsätze im Erwachsenbereich an. Doch so – und da waren sich alle einig – wollte man auf keinen Fall abtreten. Das Ringen um eine weitere A-Jugend Saison sollte sich am Ende auszahlen.
Gleich im ersten Spiel der Saison 2021/2022 feierte das Team einen knappen Sieg gegen den Mitfavoriten aus Jena. Auch in dieser Saison wurde Corona noch einmal Thema. Dieses Mal wurde die Saison zumindest mit einer Hinrunde zu Ende gespielt. Nach den Partien gegen Jena, Saalfeld/Könitz/Bad Blankenburg, Auma und Sömmerda stand die JSG wieder ungeschlagen an der Tabellenspitze und qualifizierte sich damit für die Thüringenmeisterschaft. HBV Jena 90, SV Petkus Wutha-Farnroda und ThSV Eisenach II hießen nun die Gegner. In diesen allerletzten gemeinsamen Spielen wollte die Mannschaft auf jeden Fall noch einmal alles geben um zum Abschluss den ganz großen Coup zu landen. Das nötige Selbstvertrauen holte man sich beim sicheren Heimsieg gegen Wutha-Farnroda. Das unmittelbar darauf folgende Rückspiel sollte also nur noch eine Formsache sein. Doch weit gefehlt; am Ende zitterten sich Mannschaft und Trainerteam im Westen Thüringens doch noch zu einem knappen Auswärtssieg. Nachdem sich Eisenach aus dem Wettbewerb zurückgezogen hat und auch der HBV Jena seine Partien erfolgreich absolviert hatte, kam es am letzten Spieltag der Meisterschaftsrunde zum Showdown in Jena. Die Motivation war in beiden Lagern riesig. Den besseren Tag erwischte offensichtlich die JSG und bis zur 52. Spielminute sah alles nach einem ungefährdeten Sieg für die Mannschaft aus Ostthüringen aus. Dann aber entwickelte sich in den letzten 8 Minuten ein spannender Kampf um die letzten Punkte und die Meisterkrone in Thüringen. Da waren starke Nerven gefragt, doch am Ende siegte die JSG Altenburger Land hauchdünn und sicherte sich ungeschlagen den Meistertitel in Thüringen. Dem Jubel auf dem Spielfeld folgte dann am 24.06.2022 eine Meisterfeier in der Alten Schule in Ziegelheim, die nicht nur den Beteiligten in Erinnerung bleiben wird. Auch die Nachbarn dürften sich noch lange daran erinnern, dass hier der Thüringenmeistertitel gefeiert wurde. Denn neben dem sportlichen Talent sind auch die musikalischen Fähigkeiten der Jungs nicht zu unterschätzen.
Die Zeit im Nachwuchsbereich ist für die Mannschaft in der aktuellen Saison definitiv vorbei. Doch so ganz müssen ihre Fans auf die Jungs nicht verzichten. Für die meisten jungen Handballer geht es im Erwachsenenbereich weiter. Und gleich sieben Spieler der ehemaligen A-Jugend setzen ihre Karriere beim LSV Ziegelheim fort. Ihre ersten Einsätze in der Thüringenliga haben sie mittlerweile durchaus erfolgreich absolviert.Und nun brennen die Jungs im Dienste des LSV natürlich auf ihr erstes Derby in der Thüringenliga, für das wir dem Team am Wochenende viel Erfolg wünschen. Um den Jungs für ihre Ehrung einen würdigen Rahmen und für das Derby die richtige Atmosphäre im Goldenen Pflug zu schaffen, braucht es am Samstag ab 18.00 Uhr auf jeden Fall die Unterstützung der Ziegelheimer Fans!
Andrea Harles
Die JSG Altenburger Land bestritt die Saison 2021/2022 mit:
Elias Schwarzenberg, Marius Güntner, Paul Kühn, Mitja Steinbach, Lukas Ohme, Marvin Pörsel, Collin Köblitz, Max Harles, Moritz Krause Julius Helbig, Lukas Zeise, Paul Fischer, Emil Winter
Trainerteam: Christian Will, Andrea Harles